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„Am schönsten ist immer ein Schnitt …“

… lautet eine alte Cutter-Weisheit. Der wirkt aber im Studio manchmal zu hart. Ziel ist es, einen möglichst homogenen Sendefluss hinzubekommen. Ein probates Mittel ist es daher, den Ton eines Beitrags „überhängen“ zu lassen. Das ist zum Beispiel möglich, wenn der Beitrag mit Musik endet. Die Musik des vorangegangenen Beitrags liegt noch kurz unter der nächsten Moderation und wird dann soft abgeblendet. Aber nicht alle Beiträge enden mit Musik. Wenn der Übergang formal nicht gelingen will, dann muss es wenigstens thematisch funktionieren. Als CvD werden Sie Ihre Sendung so bauen, dass einzelne Sendungsinhalte mittels thematischer Klammern zusammengehalten werden.

Ein gelungenes Beispiel dafür, wie man den harten Wechsel zwischen Studio-Beitrag-Studio umgehen kann, liefern die Heute-Nachrichten des ZDF. Hier wird durch Kamerabewegung und einen Effekt auf die Overshoulder zugefahren, und der Beitrag startet fast unmerklich. Ein noch „softerer“ Übergang wäre kaum möglich. Anfangs sorgten diese ständigen Zoom-Ins für Irritation. Heute gehört diese Praxis wie selbstverständlich zur Bildsprache der Heute-Sendung. Die Gefahr, dass sich solche Effekte auf Dauer abnutzen können, besteht jedoch auch.

Schließlich hat noch der Moderator die Möglichkeit, harte Wechsel abzupuffern – etwa durch eine verzögerte Abnahme. Das geht so: Ein Film endet mit einem harten Thema. Kurze Pause des Moderators mit Blick nach unten auf einen imaginären oder tatsächlich vorhandenen Monitor. Dann erfolgt der Blick nach oben, und er moderiert weiter. Einen vorangegangenen, heiteren Film mit einem „Schmunzler“ abzunehmen, funktioniert ähnlich. Hier zeigt sich der Nachteil von Voraufzeichnungen, wenn etwa Moderationen separat aufgenommen werden, und mit Beiträgen zu einer Sendung zusammenmontiert werden. Man weiß letztlich nicht genau, wie die MAZ zuvor endete. Es fehlt generell am notwendigen Gespür für die Inhalte, weshalb Aufzeichnungen dieser Art sehr steril daherkommen oder schlichtweg unstimmig wirken. Etwa wenn die MAZ traurig oder dramatisch endet und der Moderator im nächsten Moment fröhlich weitermoderiert, als sei nichts gewesen. Live-Moderationen funktionieren deshalb in der Regel besser.