Ohne Einleuchten – keine Sendung
Beim Einleuchten sollte man unterscheiden: Handelt es sich um eine neue Sendung, oder bedient man ein eingeführtes Format? Ersteres wird viel mehr Zeit in Anspruch nehmen, da hier Scheinwerfer erst gehängt werden müssen. Wenn dafür nicht das entsprechende „Rigging“, also ein Tragesystem existiert, wie beispielsweise bei Außenproduktionen, dann müssen diese zeitintensiven Aufbauarbeiten als Erstes erledigt werden. Bei Studio-Standardproduktionen hingegen existiert bereits ein „Grundlicht“, das „nur“ an die jeweilige Tagesanforderung angepasst werden muss. Bei manchen Sendungen, wie zum Beispiel beim Wissensmagazin Galileo, wird themenbezogen geleuchtet. Bei einem Wasserthema wird man ein blau ausgeleuchtetes Studio vorfinden, oder ein Technikthema wird durch die Aufprojektion von kantigen Strukturen, durch sogenannte „Gobos“, unterstützt. Die lichttechnisch projizierten Muster und Formen kreieren in Kombination mit Farbstimmungen einen immer wieder neuen Studioeindruck.
Auch bei Standardproduktionen muss laufend optimiert werden. Das Personenlicht ist jeden Tag neu auf die Kleidung der Moderatoren abzustimmen. Wenn beispielsweise ein Studiogast eine Brille trägt, muss „steiler“ geleuchtet werden, um Reflexionen zu vermeiden. Bei Talkgästen mit schütterem Haar wird das „Spitzlicht“ – kurz „Spitze“ – eingezogen, damit der Gast „am Kopf nicht abbrennt“. Und bestimmt stört irgendwo noch ein Schatten, oder ein Regieeinfall muss in letzter Sekunde in Szene gesetzt werden.
Wenn das Grundlicht installiert ist und eine Vorstellung davon existiert, wohin man „atmosphärisch“ will, werden zunächst Stell- und Kameraproben durchgeführt. Die Stellproben sind eine Trockenübung für alle. Meist nimmt ein Lichtdouble die Setposition ein und blickt in die festgelegte Aufnahmerichtung. Die Kamera zeigt das entsprechende Bild dazu. Das „Feinleuchten“ geschieht, indem die notwendigen Scheinwerfer in Position gebracht werden. Auch die Intensität der einzelnen Scheinwerfer spielt dabei eine Rolle. Beim Einleuchten wird zwischen Hintergrund- und Personenlicht unterschieden. Wird das Ergebnis als stimmig empfunden, erfolgt die Abspeicherung am Lichtpult. Dort kann die Lichtsituation jederzeit zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgerufen werden. Und nach diesem Prinzip geht es weiter: Es erfolgt das Einleuchten der nächsten Setposition. Im Live-Betrieb kommt es oftmals zu schnellen Lichtwechseln. Ein Moderator ändert während eines Zuspielers seine Setposition. Oder durch einen Show-Act verwandelt sich das Studio in ein Meer aus Farben und Formen, was immer bedeutet, dass die verschiedenen Lichtstimmungen live und punktgenau mitgefahren werden müssen.
Die Kontrolle des Lichts erfolgt in den Ablaufproben. Erst wenn alle Kameraschussrichtungen und die Lichtwechsel im Ablauf reibungslos funktionieren, geht das Lichtkonzept auf. In der Regel muss nach jeder Ablaufprobe nochmals „nachgeleuchtet“ werden. Die Freigabe des Lichts erfolgt durch den Regisseur, der für die Bildgestaltung verantwortlich zeichnet.